Seit Mitte März sind die Wechselkröten in Simmering wieder aktiv. Bei steigenden Temperaturen und Regen machen sich seither hunderte Tiere auf den Weg zu ihren Sommerlebensräumen und Laichgewässern. Die lange Fortpflanzungszeit dauert bei dieser gefährdeten Art bis in den Hochsommer hinein, der alljährliche Höhepunkt findet im Frühjahr von April bis Mai statt. Aus zahlreichen Laichgewässern auf der Simmeringer Haide ist dann das charakteristische Trillern der Männchen zu hören.
Als Steppenart bevorzugt die überwiegend nachtaktive Wechselkröte offene, trockenwarme Lebensräume. Nur zur Fortpflanzung suchen die erwachsenen Tiere vegetationsarme und häufig auch temporäre Gewässer auf, wobei sie Entfernungen von einigen Kilometern zurücklegen können. Auf ihrer Wanderung droht die größte Gefahr im Siedlungsgebiet durch den zunehmenden Straßenverkehr, der sehr vielen Individuen zum Verhängnis wird. Amphibienfreunde betreuen daher seit einiger Zeit das Straßennetz der Simmeringer Haide. Sie bringen jedes Jahr zahlreiche Wechselkröten sicher zu ihren Laichgewässern, wo sie für reichlich Nachwuchs sorgen können.
Im Gemüseanbaugebiet der Simmeringer Haide im 11. Wiener Gemeindebezirk hat sich in den letzten Jahrzehnten die größte Wechselkröten-Population der Stadt entwickelt. Im gleichen Zeitraum sind die Bestände dieser streng geschützten Art (FFH-Anhang IV) sowohl in Österreich als auch in weiten Teilen Mitteleuropas aus verschiedenen Gründen zurückgegangen. Die lokalen Individuenzahlen sind daher aktuell auch im internationalen Vergleich als hoch einzuschätzen.
Wie im Rahmen eines Schutzprojektes der MA 22 durch die Biologin Martina Staufer im Frühjahr 2018 festgestellt wurde, ist das Vorkommen der Wechselkröte hier eng mit den zahlreichen Gärtnereien und landwirtschaftlichen Betrieben verbunden. Trotz steigendem Nutzungsdruck und zunehmender Verbauung sind derzeit noch ausreichend passende Lebensräume und Laichgewässer für eine größere Population vorhanden. Künstliche Wassersammelbecken und viele kleine, ungenutzte Ruderalflächen sind parallel zur Intensivierung des Gemüseanbaus im Umfeld der Glashäuser und Folientunnel entstanden und ermöglichten der Wechselkröte in Simmering – entgegen dem Trend in anderen europäischen Städten – eine ungewöhnlich positive Entwicklung.
Schutzprojekt „Wechselkröten in Wien Simmering“
Martina Staufer, BSc. m_staufer@web.de
Dr. DI Manfred Pendl, Wiener Umweltschutzabteilung – MA 22
Fotos: M. Staufer