Lobau: Wasser und Au

Auen tragen wesentlich zu einem natürlichen Hochwasserschutz und zum Wasserrückhalt in der Landschaft bei und übernehmen daher im Kampf gegen den Klimawandel eine Schlüsselrolle. Doch viele Auen leiden unter Wassermangel, speichern immer weniger Wasser und trocknen gebietsweise aus. Dies liegt nicht nur an den Änderungen des Klimas und Wasserhaushaltes, sondern auch an den Folgen menschlicher Eingriffe wie Flussregulierungen oder die durch Kraftwerksausbauten beschleunigten Betteintiefungen. Letzteres betrifft insbesondere die Donau und den Nationalpark Donauauen, dessen Herzstück, die Lobau, nur durch mehr Wasser in den Augewässern sowie eine optimierte Grundwasseranreicherung als artenreicher Lebensraum erhalten werden kann.

  AUSGANGSLAGE

Die Donau stützt seit jeher ein Gebiet, das immer noch zu den artenreichsten und produktivsten der Wiener Naturräume zählt – die Lobau, Wiens Anteil am Nationalpark Donauauen. Ursprünglich von der Donau geformt und mehrfach durchflossen, war sie bis zur ersten Donauregulierung in den 1870er Jahren ein Auen- und Inselparadies. Erst die Begradigung beim sogenannten „Wiener Durchstich“ ließ die einst überfluteten Auen zu „Grundwasserauen“ und die vielen Haupt- und Nebenarme der Donau zu Stillgewässern werden, die seither verlanden. Das Ausbleiben großflächiger Überflutungen und Durchströmungen führte nicht nur zu einer Unterbindung ökologischer Zusammenhänge zwischen Fließgewässer und Auen, sondern auch zu einer Senkung der Wasserspiegellagen im Grund- und Oberflächenwasser.

Vor allem in der Unteren Lobau schreiten Austrocknung und Verlandung in beängstigender Geschwindigkeit voran. Der kontinuierliche Rückgang des Wassers ist im gesamten Wasserkörper der Lobau am Sinken des Grundwasserspiegels und am regelmäßigen, nahezu flächendeckenden Trockenfallen der Oberflächengewässer zu erkennen. Die Gründe dafür liegen besonders in den Folgen der Donauregulierung sowie der durch den Kraftwerksausbau beschleunigten Betteintiefung der Donau. Zusätzlich führten Sedimentablagerungen in den Augewässern, ein mutmaßlich geändertes Abflussverhalten der Donau und ein mangelhaftes Gewässer-Management zu Veränderungen im gesamten Ökosystem.

Die austrocknende Landschaft lässt auch die Artenvielfalt schwinden. Ohne Wasser hat die Lobau mittel- bis langfristig keine Zukunft als artenreiches, naturnahes Auengebiet.

   HANDLUNGSBEDARF

Eine Verbesserung der Ökosysteme, Lebensräume und Biodiversität in der Lobau setzt die Lösung der Dotierungsfrage voraus. Die aktive Einleitung von Wasser aus Alter und Neuer Donau ist seit den 1970er Jahren Gegenstand von Planungen. Umgesetzt wird sie seit 1992 in einer Basisvariante, die in erster Linie die Obere Lobau mit Wasser versorgt. 2023 wurde zudem ein Einlaufbauwerk bei der Panozzalacke errichtet, das noch im Probebetrieb ist. Damit soll aber auch mittelfristig nur die Obere Lobau mit Wasser aus der Neuen Donau revitalisiert werden, eine Überleitung in die Untere Lobau ist nicht vorgesehen.

Die kritische Diskussion um die Aufrechterhaltung der Grundwasserqualität im Zusammenhang mit Dotationen müsste dazu in einen umfassenden ökologischen Kontext gestellt werden. Ähnliches gilt auch für geplante wasserwirtschaftliche Modellierungen von Auswirkungen einer Wasseranreicherung des Grundwasserkörpers auf die bestehenden Grundwasserbrunnen. Vernünftige Kompromisse im Rahmen von Management-Maßnahmen sind möglich, genauso wie eine extensive, den qualitativen Anforderungen entsprechende Nutzung des Grundwassers, bzw. seine „Reservehaltung“.

Kurzfristig ist für die Untere Lobau auf jeden Fall eine rasche Einleitung von Wasser, gegen die es aus ökologischer und naturschutzfachlicher Sicht keine Gegenargumente gibt, existenziell wichtig. Mit den derzeit verfügbaren Wassermengen bleiben Dotationen auch einschätzbar und reversibel.

   NATURSCHUTZBUND-FORDERUNGEN

Der Naturschutzbund erachtet folgende Maßnahmen zur Erhaltung von Auen als besonders wichtig:

  • Für die Auenlandschaften Österreichs wird ein zukunftsorientierter Auenschutz mit Strategie, der sich am Leitbild naturnaher, funktionsfähiger Auen- und Feuchtgebiete unter dem Schirm der Ramsar-Konvention orientiert, gefordert.
  • Dafür sind übergeordnete Leitlinien sowie ein gesamtheitliches Auenmanagement, das Konzepte zu Gewässerentwicklung und Risikomanagement miteinbezieht, notwendig.
  • Zur Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen von Auenlandschaften müssen Bundes- und Landesmittel aufgestockt und entsprechende Fonds und EU-Förderprogramme langfristig eingesetzt werden.

Zur Rettung und Erhaltung der Lobau sieht der Naturschutzbund im Speziellen folgende Forderungen als prioritär an:

  • Hauptforderung ist die nachhaltige Lösung des Problems der Sohleintiefung der Donau, d.h. der Defizite im Sedimenthaushalt. Dies ist nur in Verbindung mit großzügigen Renaturierungsmaßnahmen sowie einer ausreichenden, differenziert eingebrachten Geschiebezugabe möglich. Renaturierungsmaßnahmen müssten sich auf den gesamten Abflussbereich der Donau, inklusive der Alt- und Nebenarme sowie der regelmäßig überschwemmten Auen beziehen.
  • Mit der neuen Wasserzuleitung über die Panozzalacke können zwar große Teile der Oberen Lobau erreicht und mit Wasser versorgt werden. Die Dotation wäre allerdings weiter zu optimieren und eine Überleitung in die Untere Lobau zu ermöglichen.
  • Der langjährige Konflikt zwischen dem ökologischen Management des Wassers in der Lobau insgesamt und der Nutzung des Grundwassers als Trinkwasser-Ressource muss gelöst werden.
  • Langfristig ist ein flexibles, adaptiv angelegtes Wasser-Management in ökologischer, naturschutzfachlicher und wasserwirtschaftlicher Hinsicht notwendig.

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Dass der Einsatz engagierter Menschen und Organisationen auch unter widrigen Voraussetzungen wichtige Erfolge erzielen kann, sollen die folgenden Beispiele aus der Naturschutzarbeit der vergangenen Jahre zeigen.

  NATURSCHUTZBUND-ERFOLG

Rettung der Lobau &
Errichtung des Nationalpark Donauauen

Lange vor der Gründung des Nationalparks Donauauen, für die der Naturschutzbund maßgeblich war, stand die Lobau bereits im Fokus seiner Schutzbemühungen. 1958 sollte im Bereich der Oberen Lobau eine Großraffinerie, in Verbindung mit einer Gewerbe- und Industriezone, errichtet werden. Hans Kinnl vom Naturschutzbund Niederösterreich gelang es fast im Alleingang, dies zu verhindern.

Eine weitere glorreiche Lobau-Rettung erfolgte Anfang der 1970er Jahre mit tatkräftiger Unterstützung des Naturschutzbundes. Die Verflechtung mit Anton Kleins Bürgerinitiative war ein großer Erfolg: Autobahn und Schnellstraßenprojekte wurden verhindert, ein Industriegebiet rückgewidmet und die Lobau unter Naturschutz gestellt.

1983 propagierte der Naturschutzbund die Errichtung eines Nationalparks Donau-March-Thaya-Auen anstelle des geplanten Kraftwerkes Hainburg, gegen das er sich klar aussprach. Die überragenden Funktionen des Ökosystems Auwald, das nicht der E-Wirtschaft geopfert werden dürfe, standen dabei als Argument im Vordergrund. Auch die Besetzung der Stopfenreuther Au wurde vom Naturschutzbund unterstützt, allen voran von Peter Weish, Bernd Lötsch, Kurt Zukrigl und Hannes Minich.

Der wesentliche Beitrag des Naturschutzbundes an der Entstehung des Nationalparks Donauauen kann in diesem Zusammenhang als dessen größter und spektakulärster Erfolg betrachtet werden. Tausende waren daran beteiligt. Von den namhaften Personen des Naturschutzbundes sei besonders Paul Blau aus dem Vorstand des Wiener Naturschutzbundes erwähnt, der wesentlich an den Verhandlungen mit der Regierung mitwirkte.

Der Schutz und die Erhaltung dieses 1996 offiziell zum Nationalpark erklärten Naturjuwels an der Donau soll auch weiterhin ein besonderes Anliegen des Naturschutzbundes bleiben.

Mit Unterstützung des BMK:

Foto: © A. Schatten